Schicksalsjahre einer Telefonfee

Mittlerweile kann ich mich schon als professionell bezeichnen. Wenngleich es immer wieder Anrufer gab, die mich berührten. Ich konnte mich jedoch auf nahezu jede Phantasie einstellen. Ich sensibilisierte mein Gehör, um zu erkennen, wo sich der Gesprächspartner gerade befand. Es war ja wichtig, dass ein Gespräch nicht kurz ausfiel. Bei dieser Form des Festnetz Telefonsex zum Festpreis zahlte der Anrufer ja für bis zu 20 Min und es war nicht gut, wenn ich nicht versucht hätte, das Gespräch auch soweit zu ziehen. Grundsätzlich hätten viele Gespräche innerhalb von 5 Min beendet sein können. Doch es lag an mir, dafür zu sorgen, die Geilheit und den Orgasmus herauszuzögern und das geht nur, wenn ich ein Gespür dafür habe, wo sich der Mann gerade befindet. Im Schnitt lag die Gesprächsdauer bei ca 15 Min. Mal mehr, mal weniger. Quickys, die bis 8 Min gehen konnten, hatten wir nur selten, obwohl es uns bewusst war, dass dies so manchem Kunden genügte. Solange er es jedoch nicht explizit verlangte… so what. All diese Dinge widerlegen das Klischee, Telefonsex irgendwie nebenbei beim Bügeln oder sonstigen Dingen machen zu können. Ich für meinen Teil muss zum Einen sehr konzentriert sein, eben weil ich den Anrufer führe und begleite, weil ich hören muss, wo er sich gerade befindet, weil ich Rollenspiele spiele. Genau das ist der Punkt, wenn man dem Anrufer etwas bieten möchte, dann reicht es nicht aus, ein wenig rumzustöhnen. Das ist auch nicht, was Männer dazu bewegt, Telefonsex in Anspruch zu nehmen. Sie wollen Phantasien. Sie wollen ihre Phantasien aus anderen Blickwinkeln präsentiert bekommen. Sie wollen all jenes erleben, was sie eben in ihrer realen Sexualität nicht ausleben können. Oftmals sind die Phantasien auch real gar nicht wirklich umzusetzen. Ich muss ihm seine Phantasie so real wie möglich darstellen, ihm diese Bilder über meine Worte seinem Kopfkino nahe bringen. Und nicht zu vergessen, ich muss die Zeit, die er bezahlt hat, so gut wie möglich ausreizen, jedoch überziehen sollte ich auch nicht. Das alles geht sicher nicht, wenn ich nebenbei Wäsche bügel oder sonstige Dinge mache. Multitaskingfähigkeiten hin oder her. ES GEHT NICHT! Nicht, wenn man gut sein möchte! Mittlerweile war Telefonsex mein Hauptberuf. Tatjana arbeitete Tagsüber von 9 bis 16 Uhr. Ich löste sie dann ab und arbeitete den Abend bis manchmal nach 0 Uhr. Und das auch jeden Tag, auch an den Wochenenden. Freie Tage gönnten wir uns nicht, wir waren nach wie vor nur zu 2. Es kamen zwar immer mal wieder Frauen, die sich das angeschaut haben, doch es blieb keine. Irgendwann wussten wir beide, dass wir eine besondere Gabe haben, die man nicht lernen kann. Ich kam meist eine Stunde eher und Tatjana blieb eine Stunde länger, damit wir uns austauschen konnten. Es war eine tolle Zeit. Dass ich so viel arbeitete, lag natürlich auch dran, dass ich Geld brauchte. Ich hatte natürlich auch Schulden, die abgezahlt werden mussten. Und es war damals für mich wirklich ein tolles Gefühl, als ich endlich kompett Schuldenfrei war. Und ich konnte mir endlich mal einen Urlaub gönnen. Einfach so. Veröffentlicht unter Telefonsex anno 1990 | Hinterlasse einen Kommentar Der Betrug Publiziert am 13. Mai 2012 von Nicole Im folgendem Jahr passiete eine Menge. Tatjana und ich verstanden uns ja augenscheinlich gut. Doch es zeigte sich im Laufe der Zeit mal wieder, dass Freundschaft bei Geld aufhört. Tatjana fing nämlich an, die Agentur zu bescheißen. Sie hatte bei sich zu Hause eine 2. Telefonleitung gelegt und zog ein paar ihrer Stammkunden zu sich nach Hause. Natürlich auch mit ihrem Eigens angelegtem Postfach und einem Kundenkonto. Zunächst wusste ich das nicht. Solange sie es im Kleinen machte, passierte nichts. Doch sie merkte wohl, dass sie mich einweihen musste, da es sonst drohte aufzufallen. Ich war wirklich naiv. Ich dachte mir erst gar nichts dabei. Sie erklärte mir, dass sie abends ja nur ihre eigenen Kunden machte und ich nahm an, sie rechnet das über die Agentur ab. Erst als es mal einen Anruf gab, bei dem der Kunde eine vollkommen andere Postfachnummer nannte, wurde mir klar, was Tatjana da eigentlich machte. Und nur, weil Tatjana zum Zeitpunkt des Anrufes zu Hause nicht erreichbar war, rief der Kunde dann bei mir in der Agentur an. Er hatte anonym Geld an ein Postfach mit Kennwort gesendet. Doch dieses Kennwort war mir nicht bekannt. Ulla leerte jeden Morgen das Postfach, machte eine Liste aller Kennwörter. Der Versender musste dann lediglich beim Anruf das Kennwort nennen und bekam dann sein schon bezahltes Gespräch. Ich fragte immer, zu welchem Postfach gesendet wurde, da es auch vorkam, dass sie sich tatsächlich in der Agentur irrten. Da er unbedingt Tatjana sprechen wollte, da sich das Postfach in der Stadt befand, wo sie wohnte, wurde mich alles klar. Ich entschied, dies erst mal mit Tatjana zu klären, bevor ich es der Agenturleitung sagte. Tatjana verstand es jedoch, mich um den Finger zu wickeln. Mehr noch, sie meinte, ich könne es doch auch machen. Ich war zufrieden, so wie es war. Im Gegensatz zu ihr lebte ich alleine und eine gewisse Sorge hatte ich zu dem Zeitpunkt auch noch, von zu Hause aus solche Gespräche zu führen. Dennoch deckte ich sie bei ihrem Tun. Ich wusste jedoch wirklich das Ausmaß ihres Beschisses nicht. Meine Stammkunden hat sie natürlich nicht angerührt und auch so hatte ich keine Verluste. Wirklich, Tatjana war eine abgezockte und berechnende Person. Und das sollte ich später noch am eigenem Leib erleben.

Das Ende der Agentur

Tatjana und ich machten erst mal so weiter. Ich deckte sie bei ihrem Betrug. Ulla machte für mehrere Tausend DM Werbung und Tatjana profitierte zu 100% davon, da sie ja keine Kosten hatte. Doch mir war das alles damals noch nicht wirklich bewusst. Für mich war es eben wichtig, dass ich meine Kunden hatte und somit auch mein Geld verdiente. Mittlerweile hatte ich mir auch endlich einen Urlaub verdient. Nachdem geklärt war, dass Tatjana für mich einsprang, buchte ich meinen ersten Urlaub. 12 Tage flog ich in die Türkei. Es war einfach genial. Meine Eltern konnten mir nie einen Urlaub ausserhalb Deutschland, bzw Holland bieten. Daher war das für mich natürlich etwas ganz Besonderes. Dass dieser Urlaub jedoch ein Lebensabschnitt darstellen würde, war mir nicht klar. Ich kam also nach diesen 12 Tagen wieder und rief zunächst einmal bei der Agentur in Burscheid an. Ulla war sehr kurz angebunden am Telefon. Sie sagte mir lediglich, dass sie die Agentur an Tatjana verkauft habe und sie es unmöglich fände, dass ICH sie so hintergangen hätte. STOPP… ICH??? Sie lies mich gar nicht zu Wort kommen, meinte nur, ich solle mich an Tatjana wenden und sie mit dem Scheiß in Ruhe lassen und legte auf. Das war das letzte Mal, dass ich je mit Ulla gesprochen habe. Ich war erst mal vollkommen versteinert. Konnte mir das gar nicht erklären. Also rief ich natürlich bei Tatjana an. Sie erzählte mir stolz, dass sie die Agentur von Ulla abgekauft hätte, mit allen Kundendaten und einem Vertrag, dass die Agenturrufnummer noch 6 Monate an sie weiter geleitet würde. Auch sagte sie mir mit einem süfisantem Lächeln, dass Ulla fest daran glaubte, dass ICH sie beschissen hätte und mein Urlaub eine wunderbare Gelegenheit gewesen wäre, ihre Vermutung zu fossieren. Ich war ehrlich gesagt total fassungslos. Tatjana hatte alles vertraglich unter Dach und Fach. Selbst wenn ich hätte bei Ulla alles richtig stellen können, hätte es an der Situation nichts mehr geändert. Ich verstehe jedoch bis heute nicht, dass Ulla nicht genauer hingesehen hat, denn ich hatte absolut keinen Kunden jemals abgezogen. Keine Ahnung, wie Tatjana das gedreht hatte. Das Schlimmste daran war natürlich, dass ich vor dem Nichts stand. Natürlich hatte ich noch ein wenig Reserve, aber eine Idee, was ich nun machen sollte hatte ich erst mal nicht.

Der Neuanfang

Zunächst war ich einfach nur wütend. Zum einen auf mich selbst, weil ich so dumm war. Tatjana hat mich benutzt. Ich dachte über 2 Jahre, wir wären Freunde und dann hintergeht sie mich so sehr. Ich wusste erst nicht, was ich tun sollte. Suchte nach einer anderen Agentur. Es gab in meiner Nähe noch eine weitere. Sie nannte sich Chatline Hansen. Ich informierte mich dort. Die Dame war jedoch derart unfreundlich, dass ich nicht mal persönlich dort hinging. Ich habe in meinem Beruf ja nie gearbeitet, nur die Ausbildung gemacht. Referenzen hatte ich über die letzten 2 Jahre auch nicht und einem potentiellen Arbeitgeber Auskunft über die letzten 2 Jahre zu geben, erschien mir auch kontraproduktiv. Zudem war es ein Männerberuf und damals war es für eine Frau sowieso schwer genug überhaupt ausgebildet zu werden, geschweige denn übernommen zu werden oder einen Job zu bekommen. Also was sollte ich tun. Telefonsex alleine von zu Hause. Natürlich schwirrte mir das immer und immer wieder im Kopf herum. Was Tatjana kann, kann ich schon lange. Grundsätzlich richtig, nur ihre Voraussetzungen waren um viele Längen besser, als die meinen, da sie ja mit dem Geld, um dass sie die Telefonsex Agentur und somit Ulla gebracht hat, den Laden gekauft hat. Das muss man sich mal vorstellen. Wie dreist ist das denn???? Selbst jetzt, wo ich das schreibe, könnte ich mich in den Hintern beißen, weil ich so blöde war. Wie naiv muss man sein? Ich konnte mir jedoch auch bis dahin einfach gar nicht vorstellen, dass ein Mensch so etwas macht. UND DAMIT AUCH NOCH DURCHKOMMT! Ich entschied mich, es zu versuchen. Also Telefonsex von zu Hause aus. Das Know How hatte ich ja. Ab und zu nahm mich Ulla mit, um die Anzeigen zu schalten, daher wusste ich auch, wie und wo. Auch kannte ich die Preise. Das einzige Problem waren die Fotos. Wie kommt man nur an Fotos heran. Kurz überlegte ich, ob ich mich selbst vermarkten sollte, doch erschien es mir zu dem Zeitpunkt vollkommen absurt. Zum einen darf man nicht unterschätzen, wie manche Männer über Frauen sprechen wollen. Hätte ich mein eigenes Foto in die Happy Weekend gesetzt, so wären die Gespräche einfach nicht mehr trennbar gewesen. Die Männer hätten über mich persönlich gesprochen, meinen Körper beleidigt oder als reines Objekt angesehen und das hätte ich wohl nicht verkraften können. Zunächst bedurfte es eines 2. Telefonanschlusses. Das war kein Problem. Ein Postfach konnte ich für 20 DM einmalig einrichten und ein Geschäftskonto war auch kein Probem, so dass ich nicht gleich meinen kompletten Namen angeben musste. Es musste also auch eine Fotoserie her. Ich wurde sogar unter Kleinanzeigen fündig. Mir wurden Muster gezeigt und ich entschied mich dann für eine Frau, die Serie selbst enthielt 40 Fotos insgesamt von erotisch in Dessous bekleidet bis hin zu pornografischen Darstellungen. Investition 1000 DM. Dazu eine 1/4 Seite Werbung in der Happy Weekend mit ein wenig Text und einem Foto von der entstandenen Nicole. Investition für 2 Ausgaben 480 DM. Dazu kam dann die Express. Bei mir in Opladen um die Ecke gab es einen Zigarettenladen, der natürlich auch Zeitungen verkaufte und Anzeigen für verschiedene Verlage annahm. Dort lies ich dann die Anzeige für die Express setzen. Mo – Freitag für Pro Tag 17,60 DM. Da kam dann auch im Monat so 380 DM zusammen. Dann noch 2 Mal/Woche die Marktplatz/Annonce, die damals auch so um die 200 DM im Monat kostete. Und dann konnte es los gehen. Investition im ersten Monat: gut 2000 DM. „Wenn das nicht funktioniert, bin ich pleite..“ dachte ich.

Neuanfang Teil 2

Ich konnte es immer noch nicht fassen, wie ich da abgezockt wurde. Ich war so sauer auf Tatjana, dass ich den Kontakt abbrach. Noch war ich nicht schlüssig, ob ich es alleine wagen sollte, doch meine Situation lies eigentlich keinen anderen Weg zu. Theoretisch hätte ich noch so 3 Monate gehabt, um mit meinem Ersparten auszukommen und mir einen Job zu suchen. Nur wenn ich bis dahin keinen finden würde, hätte ich das Kapital nicht gehabt, um zu starten. Eine schwere Entscheidung. Natürlich wusste mein engster Freundeskreis und meine Familie, was ich machte. Und nach dem sie es verdaut hatten, sahen, wie es mir immer besser ging, akzeptierten sie es auch. Doch die Idee, Telefonsex von zu Hause aus zu machen, fanden sie erst mal gar nicht gut. Bedenken, da ich alleine wohne und die Gefahr, dass die Anrufer die Adresse herausfinden könnten. Das machte mir jedoch keine Sorgen mehr, denn in den 2 Jahren ist so etwas in Burscheid ja auch nicht vorgekommen. Sorgen machte mir der Anfang. Bis es mal angelaufen ist, würde es dauern. Alleine bei der Happy Weekend braucht es gut 6 Monate, bis eine solche Anzeige überhaupt Rücklauf bekommt. Ich entschied, lies den 2. Anschluss legen, legte ein Postfach und ein Geschäftskonto an, kaufte die Fotoserie, fuhr nach Bonn und lies die Anzeige bei der HW setzen. Express und Marktplatz folgten. Ich machte mir eine Liste aller Namen von Anrufern, die mir noch einfielen. Vor allem aber jene, die nicht gezahlt haben. Ich wartete und hoffte. Es kamen schon eine Menge Anrufe aufgrund der Express, jedoch die meisten informierten sich nur. Es war aber klar, dass es nicht leicht würde. Ich dachte, es würden erst mal 2 bezahlte Gespräche pro Tag reichen. Man sollte meinen, dass es zu erreichen wäre. Kaum zu glauben, dass nahezu jeder Nichtzahler, der mir noch einfiel, ein Gespräch bei mir wollte. Es lag wohl daran, dass es eine neue Nummer war. Ich glaube, jene, die den Vorsatz haben, nicht zu zahlen, suchen immer wieder nach neuen Nummern. Natürlich hätten sie von mir auch ein Gespräch bekommen, wenn sie via Vorauskasse gezahlt hätten. Aber keiner hat es gemacht.. smile. Im ersten Monat kämpfte ich wirklich darum, die Werbung für den nächsten Monat bezahlen zu können. So schwer hatte ich es mir dann auch nicht vorgestellt. Vor allem, weil ich ja im Grunde 24 Stunden erreichbar war. Die vielen Infogespräche und die im Gegensatz sehr wenigen tatsächlichen Gespräche machten mir wirklich sorgen. Ich hatte ja nicht nur die reinen Geschäftskosten, Miete und alle Nebenkosten sowie die Versicherungen mussten ja auch noch mit gedeckt werden. Ich hatte mich so entschieden und ich wusste, dass es nicht leicht sein würde. Veröffentlicht unter Schicksalsjahre einer Telefonfee | Hinterlasse einen Kommentar Selbst und ständig Publiziert am 5. Juli 2012 von Nicole Die Überschrift sagt schon alles aus. Natürlich war es erst mal ein Kampf. Erfreulich war jedoch, dass mich einige Stammanrufer fanden. Dennoch waren die Kosten ziemlich hoch. Es mag für viele sicher einfach klingen. Da macht man ein paar Anzeigen, telefoniert mal so nebenbei und hat sein Geld verdient. So ist es ganz und gar nicht. Ich bleibe jedoch einfach mal bei mir, da ich nicht beurteilen kann, wie andere es machten. Mein Anspruch war es, absolut perfekten Service zu bieten. Denn ich wollte meine Anrufer natürlich auch an mich binden, sie verzaubern und zum wieder anrufen animieren. Das geht nur, wenn der Anrufer wirklich zufrieden ist und zudem ich mich von anderen abhebe mit meinem Service. Und genau das war auch mein Anspruch an mich selbst. Es führte jedoch dazu, nicht zuletzt auch, weil der finanzielle Druck ziemlich hoch war, dass ich im Grunde 24 Stunden täglich, 7 Tage die Woche erreichbar war. Ich manövrierte mich in eine recht einsame Zeit. Freunde und Familie vernachlässigte ich nach und nach immer mehr, weil ich mich kaum aus dem Haus traute, aus Sorge, es könnte jemand anrufen. Es ging sogar soweit, dass ich nur im allernötigsten Fall einkaufen ging und so manches mal der Kühlschrank leer war. Und das nicht, weil ich kein Geld hatte, sondern weil ich einfach IMMER am Telefon sitzen wollte. Nachts stand das Telefon neben mir. Ich weiß nicht, wie lange ich kaum eine Nacht habe durchschlafen können, weil es immer mal jemanden gab, der Lust auf ein Gespräch hatte. Nach etwas über einem Jahr war ich ausgebrannt. Finanziell ging es mir recht gut, aber nur deswegen, weil ich nicht mal Zeit hatte, shoppen zu gehen. Es ging Tag um Tag, Nacht um Nacht nur um den Telefonsex. Natürlich versuchten meine Freunde mich darauf aufmerksam zu machen, wie es mir offensichtlich ging. Ich war nur noch für meine Kunden da. Nicht für mich, nicht für meine Familie und auch nicht für meine Freunde.

Ausgebrannt

Ich manövrierte mich also immer weiter in eine gewisse Einsamkeit. Ich saß nur noch vor dem Telefon um ja keinen Anruf zu verpassen. Es kamen so 5 bis 8 Telefonsex Gespräche pro Tag zustande, jedoch verteilten sie sich über die 24 Stunden. Das war sehr anstrengend, denn immer dann, wenn ich was anderes machen wollte, kam natürlich ein Anruf. Wenn ich jedoch wartete, kam keiner. Ich hatte natürlich auch die Vorstellung, dass das Anrufervolumen mal so groß ist, um langsam zu einer Agentur mit mehreren Telefonfeen anzuwachsen, so dass ich auch wieder etwas mehr Freizeit haben könnte. Doch ich merkte, dass dieser Markt hart umkämpft war und ich mit meinen wenigen Anzeigen kaum eine Chance hatte. Ich war vollkommen ausgebrannt, Tag ein Tag aus beschäftigte ich mich nur noch mit Telefonsex. Ich sprach kaum noch mit meinen Freunden, Besuch bekam ich auch kaum noch, da ich ja ständig Informationsgespräche hatte. Ich fasste daher den Entschluss, mich wieder auf dem Arbeitsmarkt umzusehen und mir einen Job zu suchen. Ich merkte einfach, dass es so nicht weiter gehen konnte. Veröffentlicht unter Schicksalsjahre einer Telefonfee | Hinterlasse einen Kommentar Zurück in die Arbeitnehmerwelt Publiziert am 18. Juli 2012 von Nicole Recht schnell fand ich eine Stelle in der Produktion eines Industrie Beleuchtungsherstellers. Und so kam ich erst mal wieder zurück in die Welt der Arbeitnehmer mit geregelter Arbeitszeit von 7 bis 16 Uhr. Ich behielt ein paar meiner guten Stammanrufer und machte nebenbei noch Telefonsex nach Terminabsprache. Anzeigen schaltete ich keine mehr. Es war auf der einen Seite sehr entspannend, endlich hatte ich wieder Zeit für mich, ging langsam wieder aus. Ich merkte, wie sehr ich am Leben vorbei gelebt hatte. Es war ein sehr langweiliger Job. Montieren von Leuchten ist nicht gerade eine Herausforderung und ich suchte nach Möglichkeiten, meine berufliche Situation zu verbessern. Ich informierte mich beim Arbeitsamt über Umschulungen und wurde damals sehr gut beraten. Man muss ja sehen wo man bleibt. Mir wurde beim AA gesagt, dass ich Anspruch sowie auch gute Aussichten auf eine Umschulung hätte, wenn ich arbeitslos wäre. Natürlich nur dann, wenn ich nicht nachweislich durch eigenes Verschulden arbeitslos würde. Also selber zu kündigen ging schon mal nicht. Also musste ich mich ordentlich kündigen lassen. Wie stellt man das an. OK. Nicht sehr nett, aber effektiv. Ich hatte schon sehr früh einen Bandscheibenvorfall. Naja.. dieser verhalf mir dann nach häufigen krankheitsbedingten Ausfällen zur ordentlichen Kündigung Seiten des Arbeitgebers. Ich stand sofort beim Arbeitsamt auf der Matte. Ich hatte verdammtes Glück. Es waren noch Plätze in einem Kurs frei, der dazu dienen sollte, die Eignung zu einer Umschulung festzustellen. Dieser dauerte 3 Monate und danach ging es für mich nahtlos in die Umschulung. Natürlich war das Unterhaltsgeld nicht gerade dazu gedacht, große Sprünge zu machen. Das konnten meine Stammanrufer, die ich noch nebenbei bediente auch nicht auffangen. Und da kam mir eine Idee….

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