20 Jahre Livesex am Telefon - Biografie einer Telefonfee

20 Jahre Telefonsex
Publiziert am 6. April 2012 von Nicole
An dieser Stelle möchte ich lediglich über die einzelnen Systeme des Telefonsex berichten. Wie sich der Telefonsex über die letzten mehr als 20 Jahre veränderte. Welche Werbemöglichkeiten es früher gab und welche heute. Ursprünglich wollte ich über die Entstehung der Telefonerotik schreiben, doch leider konnte ich keine seriöse Quelle dazu finden. Also bleibe ich bei dem, was ich sicher aus eigener Erfahrung weiß und was sich ggf. durch seriöse Quellen belegen lässt. Denn Telefonerotik gab es sicher schon weit vor 1990.

Klassischer Telefonsex:
Vor 20 Jahren gab es nur das normale analoge Festnetz. Es gab nichts anderes. Heute ist diese Form des Telefonsex leider nicht mehr so bekannt. Es gab in nahezu jeder größeren Stadt eine Telefonsexagentur. Anders als heute telefonierten die Frauen aus einem Büro heraus und nicht von zu Hause.
Beworben wurden die Telefonnummern über normale Zeitungsanzeigen und Anzeigen in einschlägigen Magazinen. In der Agentur, in der ich begann, inserierten wir sowohl in der Bild als auch in der Express, sowie in lokalen Kleinanzeigenblättern wie Sperrmüll, Annonce und Marktplatz. Dazu noch im Magazin Happy Weekend. Die Zeitungsanzeigen befanden sich in verschiedenen Rubriken. Einige Zeitungen hatten eine Rubrik für erotische Dienstleistungen, andere Anzeigen befanden sich unter Bekanntschaften. In der Express zum Beispiel durfe nur Folgendes geschrieben sein: Gesprächspartnerin + Telefonnummer. Die Kleinanzeigenblätter waren wesentlich kulanter und es durften auch Worte geschrieben werden, die heute schon unter das Jugendschutzgesetzt fallen würden :-). Auch kleine Fotos waren dort erlaubt. Bei einigen gab es eine extra Rubrik für den heissen Draht, sowie eine eigene Rubrik für Hostessen.

Happy Weekend war mit der wichtigste Anzeigenträger. Es konnten pornographische Fotos zum Anzeigentext eingestellt werden, was natürlich den Reiz zum Anrufen erhöhte. Ausserdem kauften gerade Telefonsex Interessierte dieses Magazin. War doch damals neben den Hostessen der Telefonsex aus ganz Deutschland eines der Hauptteile dieses Hochglanz Magazins.

Die Bewerbung ansich war richtig teuer. Die Verlage ließen sich solche Anzeigen sehr gut bezahlen. Monatliche Werbekosten beliefen sich bei uns auf etwa 4000 DM. Dazu kamen dann die Telefonkosten für die Anrufe bei der Auskunft, sowie die Bilderserien. Natürlich haben wir uns nicht selbst ablichten lassen. Jede Frau hat auf ein Modell gearbeitet. Der Preis für ein Gespräch mit einer Länge von bis zu 20 min war im Schnitt 50 DM. Davon bekam die Callerin damals 20 DM. Jedoch nur von bezahlten Gesprächen. 30 DM blieben bei der Agentur. Es waren im Monat also schon mal 130 bezahlte Gespräche nötig um nur die reinen Werbekosten abzudecken. Die Callerin selbst jedoch hat wirklich gut verdient. Das ist heute leider auch gänzlich anders! Wer heute auf einer Line arbeitet, kann froh sein, wenn sie 25 ct/Min ausgezahlt bekommt. Die meisten liegen eher bei unter 20 Ct/min, was bei einem Verbraucherpreis von im Schnitt 1,99€/min schon sehr lächerlich wirkt. Aber dazu später mehr.

Festnetz Telefonsex

Ich werde immer wieder gefragt, wie denn der Ablauf beim damaligen Festnetz Telefonsex war. Durch die viele Werbung im Fernsehn und natürlich auch hier im Internet ist die Telefonerotik über Festnetz zum Festpreis für viele gar nicht existent. Es gibt ihn jedoch bis heute. Eine Handvoll Agenturen bieten ihn immer noch genau so an, wie vor 20 Jahren. Das Gute bei dieser Form ist, dass der Kunde erst mal nur seine ganz normalen Telefongebühren zahlt. Ich weiß es gar nicht mehr so genau, eine Einheit kostete glaube ich 23 Pfennig. Ich erinnere mich, dass Ortsgespräche eine Weile nur 1 Einheit kostete, egal, wie lang die Gespräche waren. Später dann wurde die Einheit zeitlich begrenzt, erst auf 12 Min und dann auf 6 Min. Es ist schon eine Weile her, vielleicht kann mich hier jemand berichtigen.

Der potentielle Gesprächspartner konnte also sorglos beim Telefonsex anrufen und sich informieren. Er konnte Anonym bleiben, wenn er Vorkasse leistete oder musste Name, Adresse und Telefonnummer hinterlassen, wenn er sofort ein Gespräch haben wollte, was er dann im Nachhinein zahlte. Die Gespräche waren für einen Preis von 50 – 60 DM auf ca. 20 Min begrenzt. Es wurden jedoch auch Kurzgespräche angeboten für 30 DM. Diese sollten dann nicht länger als 5 Min sein, wobei es da auch mal 8 Min werden durften. Die Daten wurden dann über die Auskunft abgefragt. Mit Name und Adresse bekam man dann die Telefonnummer angesagt, stimmte es überein, wurde das Gespräch geführt. Vorkasse wurde per Post an ein Postfach, versehen mit einem Kennwort, gezahlt, welches der Kunde selbst aussuchte und nach Geldeingang nannte, um sicher zu stellen, dass er selbst es auch versendet hat.

Die Callerin bekam nur dann Provision, wenn ein Gespräch bezahlt wurde. Im Schnitt hat jeder 10. Anrufer, der sich informieren wollte, ein Gespräch geführt. Die Infogespräche dauerten je nachdem zwischen 2 und 3 Min. Der Kunde konnte sich also bevor er etwas zahlen musste, ein Bild von seiner Gesprächspartnerin machen. Es wurden von Seiten der Callerinnen auch Fragen zu ihrer Person beantwortet. Aussehen, Maße und Alter zum Beispiel. Die Callerin musste einerseits diese Infogespräche schon mit erotischer Stimme führen, um den Kunden nicht aus seiner Lust herauszuholen, jedoch gleichzeitig aufpassen, dass das Gespräch nicht auf eine sexuelle Ebene rutschte.

Ein weiterer Punkt, der sich vom heutigem Telefonsex unterscheidet. Es war absolut sicher, dass der Anrufer sofort und live verbunden wurde. Warteschleifen gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ich überlege gerade, ob es anfangs schon Anrufbeantworter gab. In der Agentur, bei der ich anfing, hatten wir keinen, da bin ich sicher. Aber selbst das wäre nicht tragisch, da es ja keine hohen Kosten verursachte.

Wir nutzten einen Karteikasten, um die Kunden zu organisieren. Für jeden Kunden wurde eine Karteikarte angelegt mit seinen Daten. Auf diesen Karten wurden Stichworte der Gesprächsinhalte festgehalten. Sortiert war die Kartei nach Vorwahlen. Später wurde dazu natürlich ein Computer genutzt, was sich sicherlich bis heute nicht geändert hat.

Wenn ein Kunde nicht via Vorauskasse gezahlt hat, wurde das Gespräch von ihm im Nachhinein auf das Bankkonto der Agentur gezahlt. Natürlich gab es auch Einige, die im Nachhinein nicht zahlen wollten. Grundsätzlich galt, die Dienstleistung ist zahlbar innerhalb von 14 Tagen. Wurde bis dahin kein Geldeingang verzeichnet, versendete die Agenturleitung eine 1. Mahnung. Diese enthielt jedoch keinen Anhaltspunkt, um welche Dienstleistung es sich handelte. Es wurde erst mal davon ausgegangen, dass der Kunde nur vergaß zu zahlen. Wir wussten ja nicht, wer die Rechnungen öffnete. Es könnte ja die Ehefrau sein. Bei der 2. Mahnung, die dann noch mal 14 Tage später versendet wurde, stand jedoch klar drin, dass es sich um Telefonsex handelte. Als letztes Mittel riefen wir dann beim Kunden an, um ihn nochmals zu erinnern. Das betraf jedoch weniger als 5 Prozent. 80% der Anrufer zahlten spätestens nach der 1. Mahnung.

Natürlich kam es auch vor, dass die Daten nicht stimmten. Wenn ein Anrufer zum Beispiel umgezogen war und bei der Auskunft noch die alte Adresse hinterlegt war, kamen wir natürlich nicht mehr an ihn heran. Einige versuchten an kostenlose Gespräche zu kommen, während sie irgendwo in einem Hotel saßen. Wir nahmen diese jedoch nur dann an, wenn sie schon in unserer Kartei mit ihrer geprüften Hausadresse erfasst waren.

Neukunden gestanden wir 2 Gespräche zu, die dann jedoch erst mal gezahlt werden mussten, bevor sie ein weiteres bekamen. Stammkunden durften bis zu 5 Gespräche auflaufen lassen.

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