Der Anfang einer neuen Ära

Ich wollte in meinem neuen Beruf Fuß fassen und der Stellenmarkt bot doch eine ganze Menge. Schon im April fing ich eine neue Stelle an und hoffte, dass ich dort erst mal eine Weile bleibe. Doch es kam natürlich wieder ganz anders. Nach nur 2 Monaten stellte ich fest, dass ich nicht für diese Art Job geeignet bin. Ich war zwar Berufsanfängerin, doch habe ich schon einige Jahre gearbeitet. Mich zu verhalten wie eine 18 Jährige, konnte ich nicht. Ich erwartete eine ordentliche Einarbeitung in meinem Wirkungsfeld, was jedoch einfach nicht stattfand. Ich lies mich auch nicht zum Kaffee kochen degradieren und nahm natürlich daher auch kein Blatt vor dem Mund. Nach 3 Monaten haben wir uns dann im gegenseitigen Einvernehmen getrennt. Es war einfach nicht meine Welt, so ein Bürojob. Ich war es gewohnt selbstständig zu Arbeiten und eigene Entscheidungen zu treffen und nicht mehr in der Lage, mich wem auch immer unterzuordnen. Ich würde sagen, ich war eine unbequeme Mitarbeiterin. Und das mögen die Vorgesetzten halt nicht. Was nu? Das war eine sehr gute Frage. Wieder zum Arbeitsamt. Sollte ich es noch einmal versuchen? Mein Lebenslauf war nun nicht sonderlich ansprechend. 2 Stellen kurz hintereinander, bei beiden die Probezeit nicht überstanden. Das schreckt natürlich Arbeitgeber ab. Ich informierte mich, welche Möglichkeiten es gibt, um sich selbstständig zu machen. Ich hatte da nämlich eine ziemlich erfolgsversprechende Idee. Der Bereich wäre jedoch… wie sollte es auch anders sein… Telefonsex gewesen. Es gab die Möglichkeit, über das Arbeitsamt ein Gewerbe zu Gründen, für das man einen Existenzgründungskredit bekam und für 6 Monate Unterhaltsgeld und die Sozialleistungen bezahlt bekam. Ich musste dazu einen Aussagekräftigen Businessplan erstellen und vorlegen. Mit Hilfe eines befreundeten Anwalts und einer Steuerberaterin erstellte ich also diesen Businessplan und legte diesen dem Arbeitsamt vor. Tja…. Wenn es denn nicht Telefonsex gewesen wäre… also im Jahr 2000 galt dies in eigenen Bundesländern als Sittenwidrig. Und damit war meine Idee leider gestorben. Gut war sie, wenn es doch nicht gerade dieses Gewerbe gewesen wäre. Aber was soll man machen. Callcenter, die damals noch private Leute nerven durften, das war seriös… grummel, dass ich nicht lache. Es gab zu der Zeit schon einige Gerichtsurteile, die sich ganz klar gegen eine Sittenwidrigkeit aussprachen. Aber was solls. Ein neuer Plan musste her.

Privater Telefonsex

Erst mal musste ich mir überlegen, was ich machen möchte. Wenn ich mich mit Telefonsex noch einmal selbstständig mache, dann sollte es anders sein, als damals. Meine Chance sah ich natürlich im Internet. Also ließ ich mir eine Website programmieren. Wenn man mal von den Kosten der Programmierung absah, war das Werben im Internet eigentlich sehr günstig bis nahezu kostenlos. Natürlich ignorierte ich die Printwerbung nicht. Ich schaltete somit wieder Anzeigen. Es lief auch einigermaßen an, so dass ich durchaus davon leben konnte. Doch mehr irgendwie nicht. Ich musste im Grunde genau so viele Anzeigen schalten, wie es eine Agentur mit mehreren Telefonfeen machte. Das Problem dabei war nur, dass ich alleine war und sich somit Anrufer, die mit mir nicht so zurechtkamen, nicht im eigenen Haus weitervermittelt werden konnten. Es war einfach nur begrenztes Anrufvolumen zu erreichen. Dieses Mal setzte ich mir auch feste Zeiten. Es sollte natürlich nicht wieder ein 24/7 Job werden. So erreichte man mich täglich zwischen 16 und 24 Uhr, oder nach Absprache. Ich merkte jedoch schnell, dass das alles gar nicht mehr so einfach war. Mittlerweile gab es jede Menge Anrufer, die nur mit dem Handy telefonieren wollten. Diese jedoch waren größtenteils nicht eingetragen. Auch machten dem Festnetz Telefonsex zum Festpreis die 0190er Nummern ziemlich Konkurrenz. Die Anrufer konnten Anonym bleiben, was natürlich für viele sehr angenehm war. Es war alles in einem recht kurzen Zeitfenster, weniger als 6 Monate, als ich für mich feststellte, dass ich als kleine private Telefonfee kaum eine Chance hatte, mich auf diesem Markt noch einmal zu etablieren. Ich hatte natürlich schon wieder einiges an Stammanrufern gewonnen. Darunter war natürlich auch mein Frank, als sich mir eine neue Möglichkeit eröffnete. Visit-X, das Camportal.

Das Konzept – ein Traum halt

Unterstützung bekam ich vom Arbeitsamt schon mal nicht. Aber ich hatte schon ein gutes Konzept, so ging ich zu meiner Bank und sprach dort vor. Vielleicht bekäme ich ja einen Kredit. Aber das hätte ich mir auch ganz sparen können. Es war halt in den meisten Köpfen sittenwidrig und wurde einfach nicht unterstützt. Ich hütete mein Konzept, weil ich hoffte, es irgendwann einmal umsetzen zu können, doch wenn ich heute sehe, in wieweit diese Art Telefonsex in Vergessenheit geraten ist, bin ich wirklich nicht unglücklich, dass ich es nicht habe umsetzen können. Mittlerweile hatte ich mich auch schon intensiv mit dem Internet auseinander gesetzt und sah darin eine ziemlich große Chance. Wie schon erwähnt gab es damals in fast jeder größeren Stadt eine Telefonsex Agentur. Jede arbeitete für sich selbst. Meine Vorstellung war, dass ich in verschiedenen Städten je eine Agentur gründe. Die gesamte Datenerfassung und Verarbeitung sollte über einen Server laufen, so dass jede Agentur auf die gleichen Daten zugreifen konnte, und natürlich dass ich über alles die Kontrolle hätte. Ich würde Telefonfeen soweit ausbilden, für jede Agentur mir eine Geschäftsführerin heran ziehen, um nicht selbst vor Ort sein zu müssen. Natürlich informierte ich mich, in wieweit das technisch möglich wäre und war sehr überrascht, dass die Möglichkeiten meine eigenen Vorstellungen übertrafen. Mein Konzept beinhaltete erst mal nur eine Agentur, die zur Finanzierung der anderen dienen sollte. Die Technik jedoch musste schon vorab so ausgerichtet sein, dass mindestens 10 Agenturen aus verschiedenen Städten ohne Probleme angeschlossen werden konnten. Da brauchte es schon einen recht großen Server. Wie gesagt, das war ja zu der Zeit, als das Internet selbst noch in den Kinderschuhen stand. Es wollte mir natürlich niemand finanzieren. Grob hätte ich erst mal so 150.000 DM gebraucht. Denn neben der Hardware und der Programmierung brauchte es ja auch eine Büroetage, eine Telefonanlage, für alle Arbeitsplätze einen PC und so einiges mehr. Naja, ob es funktioniert hätte, werde ich wohl nie erfahren.

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen